Beim DOSSIER-Hinterzimmer stellten die Investigativplattform DOSSIER und die inklusive Redaktion »andererseits« ihre erste gemeinsame Recherche vor: »Behinderungen am Arbeitsmarkt – Österreichs Irrweg«.

Text: Georg Eckelsberger; Fotos: Ramona Arzberger

 

Die Karten für das DOSSIER-Hinterzimmer waren diesmal besonders schnell vergriffen: Das Thema des nächsten DOSSIER-Magazins sollte enthüllt werden. Am 21. November lüftete DOSSIER-Redakteurin Sahel Zarinfard in der Roten Bar des Volkstheater Wien das Geheimnis: »Investigativ und inklusiv – wir haben gemeinsam mit der Redaktion andererseits recherchiert, vor welche Hürden Menschen mit Behinderungen am Arbeitsmarkt gestellt werden.« Emilia Garbsch (andererseits) und Georg Eckelsberger (DOSSIER) gaben erste Einblicke in die Zusammenarbeit und das Heft.

DOSSIER-Redakteurin Sahel Zarinfard sitzt mit andererseits-Redakteurin Emilia Garbsch und DOSSIER-Redakteur Georg Eckelsberger auf der Bühne des Wiener Volkstheaters.
v.l.n.r.: Sahel Zarinfard (DOSSIER), Emilia Garbsch (andererseits) und Georg Eckelsberger (DOSSIER)
andererseits-Redakteurin Emilia Garbsch sitzt auf der Bühne und erzählt von der gemeinsamen Recherche über den Arbeitsmarktzugang von Menschen mit Behinderungen.
Emilia Garbsch (andererseits)

 

Kern der Recherche ist ein Datensatz, der andererseits zugespielt wurde, erklärte Garbsch. »Der Datensatz hat 20.000 Einträge. Darin steht, welche Arbeitgeber·innen die Beschäftigungspflicht erfüllen – also ausreichend Menschen mit Behinderungen anstellen. Und welche Firmen sich von dieser gesetzlich vorgeschriebenen Pflicht freikaufen. Es war aufregend, mit diesen Daten zu arbeiten, weil sie bisher nicht öffentlich waren.«

DOSSIER-Redakteur Georg Eckelsberger erzählt auf der Bühne, woran Österreich bei der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention scheitert.
Georg Eckelsberger (DOSSIER)

 

»Menschen mit Behinderungen haben heute schlechtere Chancen, einen Arbeitsplatz zu finden, als vor fünfzehn Jahren. Und das obwohl sich Österreich damals verpflichtet hat, die UN-Behindertenrechts-Konvention umzusetzen und einen inklusiven Arbeitsmarkt zu schaffen«, fasste Eckelsberger zusammen. »Wir wollten herausfinden, wie es sein kann, dass Österreich bei der Inklusion dermaßen versagt.«

Wie erleben Menschen mit Behinderungen die Situation? Sebastian Gruber (andererseits) gab Einblick: »Ich habe 350 Bewerbungen geschrieben und nur fünf Antworten bekommen«, erzählt er. Bei Bewerbungen und  sei er unfair behandelt worden, ihm sei unterstellt worden, nicht motiviert genug zu sein. Bis heute ärgert er sich darüber. »Menschen ohne Behinderungen wissen gar nicht, womit wir Menschen mit Behinderungen zu kämpfen haben«, sagt er. Seine mühsame Arbeitssuche hat sich letztlich gelohnt. Unter den fünf Antworten auf seine Bewerbungen war eine von seinem heutigen Arbeitgeber: Seit 13 Jahren ist Gruber Mitarbeiter der Allianz-Versicherung.

Die andererseits-Redakteur·innen Emilia Garbsch und Sebastian Gruber erzählen auf der Bühne von den vielen Hürden, vor den Menschen mit Behinderungen am Arbeitsmarkt gestellt werden.
Emilia Garbsch und Sebastian Gruber (beide andererseits)

Die neue Ausgabe des DOSSIER-Magazins wurde in Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam gestaltet, recherchiert und produziert. Das Heft hat den Anspruch, möglichst barrierefrei und für alle Menschen verständlich zu sein. Das war auch eine Herausforderung für die künstlerische und grafische Gestaltung. Davon erzählte DOSSIER-Artdirector Tom Linecker beim Hinterzimmer: »Der wichtigste Satz in der Vorbereitung war für mich: Barrierefreies Gestalten darf alles, nur nicht langweilig sein. Wir haben alles, was die Lesbarkeit erschwert, rausgekickt und uns auf das Wesentliche konzentriert.«

Auf der Bühne sitzen DOSSIER-Redakteurin Sahel Zarinfard, andererseits-Redakteurin Emilia Garbsch und der künstlerische Leiter des DOSSIER-Magazins Tom Linecker.
v.l.n.r.: Sahel Zarinfard (DOSSIER), Emilia Garbsch (andererseits) und Tom Linecker (DOSSIER)
Das Cover der aktuellen Ausgabe des DOSSIER-Magazins ist von Künstler Gerhard Haderer gezeichnet worden. Es zeigt ein Labyrinth, in dem Menschen mit und ohne Behinderungen in die Irre geschickt werden und nicht wissen, wo es lang geht.
Das aktuelle DOSSIER-Magazin ist von dem Karikaturisten Gerhard Haderer künstlerisch gestaltet worden.

Der über Österreichs Grenzen hinweg bekannte Künstler Gerhard Haderer hat die gesamte Ausgabe illustriert. »Haderer war 24 Stunden am Tag verfügbar und hat sich extrem reingehaut«, sagte Linecker. »Diese Zusammenarbeit war wirklich ein ganz besonderes Erlebnis. Und ich glaube, da ist uns allen gemeinsam etwas Tolles gelungen.« Machen Sie sich am besten selbst ein Bild! Bestellen Sie jetzt Ihre Ausgabe des DOSSIER-Magazins »Behinderungen am Arbeitsmarkt – Österreichs Irrweg« und unterstützen Sie DOSSIER und andererseits mit einer Mitgliedschaft: Beide Medien sind auf Ihre Unterstützung angewiesen, um weiterhin werbefreien und unabhängigen Journalismus betreiben zu können.

Weitere Bilder des Abends

Die DOSSIER-Redakteurin Sahel Zarinfard und die andererseits-Redakteur·innen Emilia Garbsch und Sebastian Gruber sprechen auf der Bühne des Volkstheaters Wien vor einem ausverkauften Saal.andererseits-Redakteurinnen Verena Bauer und Theresa-Marie Schütz lächeln in die Kamera und stoßen auf die gemeinsame Recherche an.andererseits-Redakteur Nikolai Prodöhl ist eigens aus Hamburg zur Veranstaltung in Wien geflogen. Stolz steht er auf der Bühne und schaut in die Kamera.andererseits-Redakteur Artin Madjidi steht in der Roten Bar des Wiener Volkstheaters und wartet gespannt auf den Beginn der Veranstaltung.Die andererseits-Redakteur·innen Lisa Kreutzer, Artin Madjidi und Emilia Garbsch halten nach monatelanger Arbeit die aktuelle Ausgabe des DOSSIER-Magazins erstmals in der Hand. Ein Moment der Freude!Beim DOSSIER-Hinterzimmer hatten die Besucher·innen die Gelegenheit, die neue Ausgabe des DOSSIER-Magazins zu sehen. Eine Besucherin hält das Magazin in der Hand und blättert darin.